Blog Pfarrer Gerhold 10. Mai 2020

Kantate – singt! Singt laut, fröhlich, was euch einfällt, bringt die Stimmen in Schwung, Singen stärkt das Selbstwertgefühl, bringt positive Stimmung in eure Seelen, stärkt das Immunsystem und setzt allen singenden Personen ein Lächeln ins Gesicht.
Kantate – singt! Derzeit leider nur allein. Nicht in Chören, in Ensembles, aber von Balkonen, Fenstern und in der Natur.
Kantate – singt! Jeder Sonntag im Jahr trägt einen eigenen, meist aus den Psalmen entlehnte Namen. Kantate – singt! Der Name des heutigen Sonntags. Benannt nach dem 98. Psalm: Singt dem Herrn ein neues Lied! Gleich lautend im ersten Satz ist der Psalm 149: Geschichtlich eingeordnet gehört der 149. Psalm zu den „Tempelpsalmen“, die an die Einweihung des Tempels und seiner Bedeutung als sichtbares Zeichen der Gegenwart Gottes bei seinem Volk Israel erinnert.
So etwa um diese Zeit (10.39 Uhr) stehe ich in „normalen Zeiten“ auf der Kanzel in der Friedenskirche in Stainz und predigte über eine wunderbare Erzählung aus dem Alten Testament: aus dem 2. Buch der Chonik, das 5. Kapitel: das Fest zur Einweihung des ersten Tempels in Jerusalem, erbaut unter König Salomo: Ein unglaubliches Fest wird geschildert, liturgische Geräte werden installiert, mit Pauken und Trompeten, mit riesigen Chören wird das Lob Gottes gesungen.
Also alles das, was in unseren Kirchen in diesen Tagen nicht geschehen kann. Und so schnell nicht geschehen wird. Unser erster Gottesdienst am 17. Mai 2020 in der Christuskirche wird ein bescheidener, kleiner Gottesdienst. Aber die Freude, endlich wieder Gottesdienst zu feiern, die werden wir gestalten, mit kleinen, angepassten Elementen. Die Musik wird ein wichtiger Teil sein. Auch wenn es mit dem Singen, den Pauken und Trompeten noch nicht gehen wird.
Diözesankantor Thomas Wrenger hat für die ersten Gottesdienste ganz neue Formen musikalischer Ausdrucksweisen entworfen. Lassen Sie sich überraschen!
Und wer sich schon vorher einstimmen will, kann das tun mit den Vertonungen der Psalmen 149 und 98 von Johann Sebastian Bach. Als Motetten und Kantaten: „Singet dem Herr ein neues Lied!“
Ein Hörgenuss an diesem heutigen Sonntag.
Allen Müttern, Großmüttern, werdenden Müttern, dazu allen Vätern, in den Generationen Groß- und Urgroß-, vielleicht sogar UrUrgroß- einen feinen Elterntag!
Wenn Sie mir schreiben wollen: andreas.gerhold@evang.at

Blog Pfarrer Gerhold 9. Mai 2020

Die Lockerungen der Beschränkungen geben auch demokratischen Strukturen wieder die Möglichkeit, hinaus zu gehen, tief Luft zu holen, den Staub der vergangenen Wochen langsam abzuschütteln und sich in Form zu bringen. Das tut uns allen gut!
Die Sitzungen des Parlaments (Nationalrat und Bundesrat), die Ankündigungen von Wahlterminen, die ersten Termine für Untersuchungsausschüsse, erste kleine Demos, das sind die Säulen unseres demokratischen Systems, die wieder ausfahren, sichtbar werden und zeigen, dass demokratische Regeln zum Grundbestand der Republik Österreich gehören. Ein für mich ganz bedeutende Teil der Nachkriegsgeschichte. Wobei ich die „Erklärung über die Neutralität der Republik Österreich“, Teil des Staatsvertrages vom 26. Oktober 1955, mit dazu rechne.
Denn nur mit einem demokratischen Grundsystem sind so außergewöhnliche Zeiten wie die der Pandemie (die ja noch nicht vorbei ist!) auszuhalten und zu regeln.
Schmerzhafte Auswirkungen bis hin zu den die eigene Existenz bedrohenden Maßnahmen werden wir noch längere Zeit spüren und gemeinschaftlich mittragen müssen. Aber nur in einer demokratisch geprägten Kultur ist das zivilgesellschaftliche Engagement dafür möglich und wirkungsvoll!
Der biblische Leitsatz für den heutigen Tag legt eine sehr hohe Latte an die Arbeit der Repräsentanten*innen politischer Vertretung: „Man fordert nicht mehr von den haushaltenden Personen, als dass sie für treu befunden werden!“ (Losungsbuch der Herrnhuter Brüdergemeinde, biblische Quelle: Neues Testament, 1. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth (1. Korinther), Kapitel 4, Vers 2))
Um es konkret zu machen: wir als in der demokratischen Republik Österreich lebende Menschen erwarten, dass die politisch Agierenden mit aller Obacht ihre Ämter, in die sie gewählt wurden, ausführen.
Die Freiheit, einen Blog zu schreiben wie diesen, öffentlich zu machen und darüber zu diskutieren, gehört zu den ganz speziellen Möglichkeiten demokratischer Kultur. Auch, dass Sie mir dazu schreiben können: andreas.gerhold@evang.at

Blog Pfarrer Gerhold Countdown Gottesdienste

Stand 9. Mai 2020: Bestätigung! Am 17. Mai 2020 um 10.00 Uhr feiern wir nach der langen Pause unseren ersten Gottesdienst in der Christuskirche in Deutschlandsberg! Unser Vorbereitungsteam hat sich schon getroffen, um organisatorische und dem Schutz Ihrer Gesundheit dienenden Maßnahmen zu besprechen und zu koordinieren.
Ganz herzlich bitten wir um Ihre Anmeldung zum Gottesdienst, da die Zahl der Besucher*innen durch die Auflagen begrenzt sind!
Anmeldungen bis Freitag, 15. Mai 2020, 18.00 Uhr! Folgende Kontakte stehen Ihnen dafür offen:
Telefon: 03463/2167
Mobil: 0699/18877620
E-Mail: stainz-dl@evang.at

Wir freuen uns auf den gemeinsamen Gottesdienst!
Die weiteren Gottesdienste feiern wir: am 24. Mai 2020 um 10.00 Uhr in der Friedenskirche in Stainz und am Pfingstsonntag, 31. Mai 2020 um 10.00 Uhr in der Christuskirche in Deutschlandsberg!
Nähere Informationen dazu folgen hier im Blog, in den regionalen Zeitungen und auf unserer Homepage stainz-dl.evang.at

Blog Pfarrer Gerhold 7. Mai 2020

Betriebe, Firmen, Geschäfte, Dienstleistungen, Schulen, Universitäten, Verwaltungseinrichtungen: überall ist zu spüren und an den Ankündtafeln zu lesen, dass vieles wieder in einzelnen Schritten „hochgefahren“ wird. Erleichterte Seufzer sind zu hören:“Endlich!“, banges Warten in manchen Geschäften:“Wann kommen die Kunden*innen wieder?“, so die Bandbreite der Reaktionen.
Nachdenklich auch die Fragen, die ich so mancherorts höre:“Was kann ich beibehalten von dem, was mir in der LockDown-Phase so gut getan hat?“ Gedanken um neue Erfahrungen in reduzierten täglichen Lebensabläufen, Konzentration auf ganz grundlegende Werte und Bedürfnisse, mit wie wenigen Schwerpunkten und Dingen ein Tag auch sinnvoll verbracht werden kann.
Ganz persönliche Beobachtungen an sich selbst, an bisherigen Werthaltungen. „Aus meiner Krise gestärkt zurückkommen!“, so hat es eine Person in einem Gespräch ausgedrückt.
Meine Überzeugung, meine Hoffnung ist es, dass es gelingt, diese Gedanken und Beobachtungen auch weiterhin in das eigene Leben zu integrieren. Mehr noch: dass diese für die einzelnen Menschen so wichtigen Erkenntnisse auch Teil des gesamten wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bereichs werden.
Lebensqualität hängt eben nicht allein von Wachstum und Konsum ab, sondern vom Genuss dessen, das uns zur Ruhe, zur Entschleunigung dient. „Wer nicht genießt, ist ungenießbar!“ (c: Konstantin Wecker), möchte ich als Leitmotiv für diesen Blog heute bennenen.
Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Schreiben Sie mir! andreas.gerhold@evang.at

Blog Pfarrer Gerhold Countdown Gottesdienst

Die Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Stainz-Deutschlandsberg informiert zur Wiederaufnahme von Gottesdiensten nach der durch die Coronamaßnahmen bedingten Unterbrechung:

Ab dem 17. Mai 2020 können wir in unseren beiden Kirchen in Deutschlandsberg und Stainz wieder Gottesdienste feiern!

Wir freuen uns schon darauf!

Das Feiern der Gottesdienste ist an ganz bestimmte Regeln gebunden, die dem Schutz der Gesundheit aller dienen.

Für den Kirchenraum gilt: Maskenpflicht, Desinfektion, 2 Meter Abstand, 10m2 pro Person, kein Singen, keine Abendmahlsfeier.

Die Pfarrgemeinde wird für die entsprechende Einrichtung und die Desinfektion sorgen. Ein Ordnungsteam wird unsere Besucher*innen entsprechend begleiten.

Wir bitten Besucher*innen, ihre Mund-Nasen-Schutz-Masken selbst mitzubringen.

Da diese Regeln die Anzahl der Besucher*innen noch sehr einschränken wird und wir niemanden vor der Kirchentüre abweisen wollen, bitten wir herzlich um Ihre Voranmeldung zum Kirchenbesuch im Evangelischen Pfarramt Stainz-Deutschlandsberg bis jeweils Freitag vor dem Gottesdienst bis 18.00 Uhr:

Kontakt: Telefon: 03463 / 2167

Mail: stainz-dl@evang.at

Pfarrer Andreas Gerhold: 0699/18877620

Wir feiern unsere nächsten Gottesdienste:

Sonntag, 17. Mai 2020 um 10.00 Uhr in der Christuskirche Deutschlandsberg:

9 Besucher*innen sind möglich.

Sonntag, 24. Mai 2020 um 10.00 Uhr in der Friedenskirche in Stainz:

12 Besucher*innen sind möglich.

Pfingstsonntag, 31. Mai 2020 um 10.00 Uhr, Christuskirche Deutschlandsberg.
Diesen Gottesdienst feiern wir im Vorgarten der Christuskirche!
Das Tragen einer Maske ist zwar notwendig, aber die Abstandsregel von 1 Meter ist einzuhalten! (Der Gottesdienst findet nur bei Schönwetter statt, bei Schlechtwetter entfällt der Gottesdienst!)

Das Presbyterium der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Stainz-Deutschlandsberg freut sich auf einen hoffnungsvollen Start!

Blog Pfarrer Gerhold 5. Mai 2020

Heute vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Mauthausen von der US-amerikanischen Armee befreit. Ein Gedenktag, der mich sehr nachdenklich stimmt. Weil noch immer Meinungen vertreten werden, dass dieser Ort des Massenmordes „eh nicht so schlimm war, die Erzählungen darüber aufgebauscht sind schon die richtigen drin waren!“ Grauslich, Menschen verachtend und verantwortungslos.
Wie gut, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen die richtigen Worte gefunden hat:“Voll Demut bekennen wir ein, dass wir das Geschehene nicht ungeschehen machen können. Und wenn auch die Nachgeborenen keine Schuld trifft -Verantwortung müssen wir dennoch übernehmen.“ …. „Mauthausen ist nicht vom Himmel gefallen. Der Holocaust war der grausame Endpunkt“ (nach: orf.at/5.5.2020)
Auch die Kirchen haben ihren Teil der Verantwortung zu tragen. Der christlich-jüdische Dialog, heute von Respekt, Freundschaft und von gegenseitigem Lernen getragen, ist ein ermutigendes Beispiel für verantwortliche Aufarbeitung dieser „offenen Wunde in der Geschichte Österreichs!“ (Alexander Van der Bellen, nach: orf.at/5.5.2020)
Ermutigende Nachrichten auch aus unserer Pfarrgemeinde: ab dem 17. Mai 2020 feiern wir wieder Gottesdienste! Mit Einschränkungen und großer Freude! Näheres dazu im Blog: „Countdown Gottesdienst“.
Der Segen Gottes, der euch begleitet, tragt ihn hinaus in die Welt, damit sie ein Ort des Friedens sein kann!
An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an Sie für die Beiträge und Anmerkungen, die ich zu meinem Blog so regelmäßig bekomme! Ein kleines, ermutigendes Friedensnetzwerk! Bleiben wir dran! andreas.gerhold@evang.at

Blog Pfarrer Gerhold 3. Mai 2020

Meine Aufgabe an diesem Sonntag heute wäre: einmal Gottesdienst mit der Gemeinde in Deutschlandsberg zu feiern und anschließend auf dem Stainzer Hauptplatz zusammen mit meinem ökumenischen röm.-kath. Bruder im Pfarramt, Msgr. Pfarrer Mag. Franz Neumüller, in einer öffentlichen Feier die neue DLK 23/12 ihrer Bestimmung zu übergeben, die Kameraden*innen der FF Stainz und Abordnungen der umliegenden Bereiche für ihre verantwortungsvollen Aufgaben zu segnen und danach mit vielen Gästen ein feines und fröhliches Fest zu feiern.
Für die Feuerwehren im ganzen Land ist heute „ihr“ Feiertag, der „Floriani-Sonntag.“
Aber aus bekannten Gründen sind weder Gottesdienste noch öffentliche Feiern derzeit möglich.
Die Bedeutung der Feuerwehren als zivilgesellschaftliche Verantwortungsträgerinnen kann nicht hoch genug geschätzt werden! Mir selbst ist es eine große Freude, meine Kameraden*innen der FF Stainz als Feuerwehrkurat zu begleiten, von ihnen und mit ihnen zu lernen, zu feiern, zu trauern, über technische Möglichkeiten zu staunen und an anderen Stellen ihren Dienst zu würdigen. So auch heute in meinem Blog.
Meinen Dank euch allen in den Feuerwehren tätigen Personen auf allen Ebenen! Ihr seid ein großartiges „Friedensprojekt“, weil ihr allen Menschen in Notsituationen zur Hilfe kommt, egal woher sie stammen, welche Sprachen sie sprechen, welcher Religion oder Lebensanschauung sie verbunden sind und welcher politischer Gesinnung sie sich zuordnen.
Ein wunderbares Gebet begleitet euch an diesem Tag: „Der Friede, den Gott gibt, will bei uns Brücken schlagen. Er hebt die Grenzen auf, mit denen wir uns schaden. Er bricht die Zäune ab, an denen wir gebaut: Gottes Friede ist die Kraft, aus der man lieben kann.“ (Johannes Kuhn, zitiert nach: Losungbuch 2020 der Herrnhuter Brüdergemeinde)
Ihr könnt mir gerne schreiben: andreas.gerhold@evang.at

Blog Pfarrer Gerhold 2. Mai 2020

Gestern war der 1. Mai 2020. Kein Grund, einen Blog zu schreiben. War es doch der 1. Mai 2020, der „Tag der Arbeit“. Aber nachdenken darüber, was denn „Arbeit“ überhaupt bedeutet, dazu war am Tag der Arbeit Zeit. Zusammen mit Reinhard P. Gruber, der just in diesen Zeiten des „LockDown“ sein Buch „Anders denken“ (Droschl-Verlag 2020) herausgegeben hat. Anders denken darüber, was allen jetzt so dringend durch den Kopf geht: Wie die Arbeit wieder hochfahren? Das machen wir ja sogar in den Kirchen: wie die Gottesdienste wieder „hochfahren“, zurück zum gewohnten Bild der offenen Kirchensonntage. Reinhard P. Gruber denkt über Alternativen nach, über das Aufbrechen von „Denkverboten“. Und lädt in dem Beitrag „Kulturbalkon“ in „Steiermark heute“ (vom 29. 4. 2020, ORF-TV-Thek) dazu ein, gemeinsam mit ihm dieses andere Denken anzugehen. Gerne nehme ich seine Einladung an. Und denke darüber nach, was mich seit den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts begleitet: die Überlegungen zum „Grundeinkommen ohne Arbeit“. Für viele eine Schreckensvorstellung. Aber warum? Ein Grundeinkommen gibt Menschen ihre Würde aus sich selbst heraus wieder zurück. Nicht Arbeit, Erfolg, Wachstum, Bildung bestimmt den Wert einer Person, sondern ihr einfaches Dasein: „Du bist da. Unvoreingenommen. Teil der Menschheit, biblisch gesprochen: ein Geschöpf Gottes.“ Weil es aber in unseren Tagen einen Geldwert braucht, das Leben zu gestalten, ist das Grundeinkommen die notwendige Basis.
Ich höre sie noch im Ohr, die bekannten Sprüche: „Wer nichts arbeitet, soll auch nichts essen!“ und ähnliche, im Grunde genommen unmenschliche Gedankengänge. Oft heißt es auch: „Die Arbeit gibt dem Menschen Würde!“ Dagegen setze ich: Jede Person auf der Welt hat ihre Würde schon in sich. Ohne Arbeit. Wobei ein Grundeinkommen ja die Arbeit nicht verbietet, im Gegenteil: jedem Menschen steht es frei, zu arbeiten. Aber seine Existenz hängt nicht davon ab. Aber jede unter dieser Voraussetzung arbeitende Person kann in ihrem Lebensraum ein sozialer Angelpunkt sein, ein Ruhepol, ein zum Wohlergehen der Gemeinschaft beitragender Mensch.
In diese Richtung hin will ich weiter denken, auch heute am 2. Mai, und am 3., und wenn es mir geschenkt ist auch 2021 und darüber hinaus. Weil, so verstehe ich Reinhard P. Gruber, dieser „ShutDown“ (oder LockDown) die einmalige Chance bietet, Alternativen anzudenken. Aber wie Reinhard P. Gruber befürchte ich, dass es beim Denken bleiben wird.
Ein schönes Thema, um im Gespräch zu bleiben, das auf alle Fälle! Schreiben Sie mir: andreas.gerhold@evang.at
Bleiben Sie in Gott behütet.