Blog Pfarrer Gerhold 25. November 2020

Die Losung des heutigen Tages ist ein Zitat aus dem Prophetenbuch des Amos (Kap. 6, Vers 6): Ihr trinkt den Wein kübelweise und verwendet kostbare Parfüme; aber dass euer Land in den Untergang treibt, lässt euch kalt.
Als ich diesen Spruch gelesen habe und kurz danach die Meldung, dass sich im Ranking der „Superreichen“ wieder etwas geändert hat, habe ich dem Amos ganz intensiv gedankt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese fiktiven Werte der „Superreichen“, die sich allein aus dem Börsenwert bemessen, eine überschaubare Zeitleiste haben. Spätestens dann, wenn die Schere zwischen Arm und Reich so weit geöffnet ist, dass niemand mehr einen Ausgleich schaffen kann. Eben nicht einmal die Börsenwerte. Denn die sind dann das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind.
Andererseits befürchte ich auch diese Zeit. Denn sie wird eine Zeit des Rückholens sein. Die bedrückten, durch „Landgrapping“ und viele andere Handelsbeschränkungen zu kurz gekommen Länder werden sich das aus den „reichen“ Ländern holen, was ihnen zusteht, was „von ihren hungrigen Mündern geraubt wurde“ (dieses Zitat kann ich leider nicht belegen, trifft aber den Sachverhalt ausgezeichnet!).
Wie werden wir darauf reagieren? Derzeit sehe ich weit und breit keine Ideen dazu. Auch keine mulitlateralen Gespräche, die sich diesem Szenario widmen. Das aber weit über das hinausgeht, womit wir derzeit beschäftigt sind: Der Eindämmung einer Pandemie.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Dem Bemühen, die Pandemie auf ein erträgliches Maß zu reduzieren (ausrotten werden wir sie nicht können, meine persönliche Meinung), stehe ich positiv gegenüber. Auch ich will wieder in aller Öffentlichkeit Gottesdienste feiern, Feste begehen, Konzerte und Kultur genießen. Wir werden es auch wieder können, bin ich mir sicher!
Doch darüber hinaus gibt es diese große Themen wie der Gerechtigkeit, des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung. Die uns, gehen wir sie nicht konsequent an, mehr bedrängen werden als die jetzige Pandemie.
Eine Gerechtigkeit, zu der uns auch der Glaube aufruft. Wie der Prophet Amos auch den Gottesspruch verkündet: Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. (Buch Amos, Kap. 5, Vers 24)
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