Blog Pfarrer Gerhold 21. November 2020

Von Verunsicherung wird viel gesprochen in diesen Tagen. Verunsicherung beim HomeSchooling, beim HomeOffice, wo, wann und viele Menschen sich jetzt treffen dürfen, wir in den Kirchen fragen uns, wer und wann bei der Aufzeichnung oder beim Livestream von Gottesdiensten eine Maske tragen soll/muss.
Manchmal entscheidende Fragen mit vielleicht großer Wirkung.
Eine Unsicherheit, die mir in diesen Tagen begegnet, beobachte ich bei Besuchen an den Gräbern auf den Friedhöfen. Dürfen zwei oder drei oder gar vier Personen am Grab sein, um gemeinsam ein kleines Gedächtnis zu begehen, meist in Stille, im Nachhängen an Erinnerungen, begleitet von Trauer?
Ich werde morgen, am Ewigkeitssonntag, auf unseren Evangelischen Friedhof hier in Stainz gehen. Denn der Ewigkeitssonntag, auch der letzte Sonntag im Kirchenjahr, ist für uns Evangelische der Tag des Totengedenkens. Der österreichischen Tradition folgend begehen wir dieses Gedenken auch am 1. November mit einer Friedhofsandacht. Die in diesem Jahr aus bekannten Gründen entfallen musste.
Der Ewigkeitssonntag bleibt dennoch dieser „stille Sonntag“, der Tag der Erinnerung an die Verstorbenen, an die Lücken, die entstanden sind, an Gespräche, die versäumt wurden, an Besuche, die nicht mehr erfolgen konnten. So werde ich morgen auch an Gräbern stehen und ein Gedenken halten. Am Grab meines Vorgängers als Pfarrer in Stainz-Deutschlandsberg, am Grab unseres Gemeindegründers, von Kuratoren und so manch anderen, die mich und ich sie begleitet haben.
Ein Tag der Stille eben, der Ruhe, auch des Nachdenkens über die eigene Endlichkeit.
Dieser Tag wird begleitet von einem Spruch aus dem Buch der Offenbarung, der auch an den Gräbern bei Verabschiedungen und Begräbnissen zur Verlesung kommt: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wir ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, der sprach: Siehe, ich mache alles neu.
So behüte euch Gott!