Blog Pfarrer Gerhold vom 29. November 2021

Nun bin ich ja gespannt, wie lange der Lockdown wirklich dauern wird. Die Stimmen pro und contra sind ja weit gestreut. Wie so manches in diesen Tagen und Wochen breit gestreut ist. Meine Hoffnung ist, dass die vielen unterschiedlichen Stimmen sich auf eine Basis verständigen können: die des Zusammenhalts. Daher auch meine Wünsche in dieser Zeit: dass wir weiterhin die Gottesdienste in den Kirchen feiern können und die Schulen offen bleiben. Ich erlebe es bei unseren Gottesdiensten, die wir aufzeichnen und in unseren digitalen Medienkanälen zur Verfügung stellen: dass die Besucher*innen in der gemeinsamen Feier eine solche Basis der Verständigung und des Zusammenhalts erleben dürfen und können. Wie auch die Schüler*innen durch den Präsenzunterricht ihre soziale Einbindung jeden Tag erfahren. Als Pfarrer stehe ich Ihnen auch für Gespräche und Besuche zur Verfügung. Meine Kontaktdaten sind auf dieser Homepage unserer Pfarrgemeinde leicht zu finden!
Zum Thema dieses Blogs passend füge ich auch meine Texte von „Antenne-Gott und die Welt“ hier an. Zum Nachhören zu finden sind sie ebenso auf dem Antenne-Podcast https://antenne.at/gott-und-die-welt.

Dienstag, 23. November 2021:
Adventmärkte eingezäunt, Kontrollen überall, verspätete Testergebnisse, Klassen im Homeschooling, Tourismusbetriebe bangen um die Wintersaison. Die Auswirkungen der Pandemie sind schon gravierend. Und mittendrin die Proteste des Pflegepersonals und der Kindergartenpädagoginnen. Deren Anliegen ich gut verstehen kann. Aber irgendwie dringen sie mit ihrer Sprache nicht durch. Dorthin, wo ihre Sache entschieden wird: in den Landesregierungen. Sie haben keine gemeinsame Sprache. Jede der beteiligten Gruppen hat ihre Sprache, die sie untereinander gut verstehen. Aber miteinander? Dabei geht es doch genau darum. Um das gemeinsame Anliegen: den Personen, die Pflege brauchen, Betreuung erwarten, diese auch geben zu können. Von genug Pflegepersonal, das anständig und ihrer verantwortungsvollen Arbeit entsprechend bezahlt wird. Dasselbe gilt für die Kindergärten. Nur das Alter ist unterschiedlich. Ein Vorschlag: statt Kindergärten, ein Wort der Verniedlichung, das anscheinend auch die Gehaltshöhe betrifft, den Namen „Kinderspielschule“ oder so ähnlich zu geben. Da wäre das Wort Schule mit im Spiel und die entsprechende Gehaltseinstufung gleich mit dazu. Sollten die Landesregierungen Weihnachtsgeschenke suchen, wäre das eine Idee: Den neuen Gehaltszettel unter den Christbaum legen. Kein einmaliger Gutschein, sondern ein Dauerabo für die ganze Berufszeit. Advent ist nämlich auch Vorfreude!

Mittwoch, 23. November 2021:
„Entschuldigen Sie die späte Störung. Eigentlich ruft man um diese Zeit nicht mehr an. Aber mir ist gerade eingefallen…“ Oder: „Ich weiß, Sie haben heute ihren freien Tag. Kann ich trotzdem eine Frage stellen, die mich schon lange beschäftigt?….“ Situationen, in denen ich schwanke: geschmeichelt sein darüber, dass mir die Anrufenden zutrauen, ihre Fragen zu beantworten oder ins Telefon knurren: „Wenn es Ihnen unangenehm ist, warum rufen Sie trotzdem an?“ Mit einem Wort: Anrufende und ich finden keine gemeinsame Basis, auf der es sich gut antworten lässt. Und dass wir eine gemeinsame Sprache finden, Interessen, die wir teilen, ist eher unwahrscheinlich. Fazit von mir: für eine gemeinsame Sprache, die einander verbindet, selbst verbindlich ist, braucht es auch den richtigen Zeitpunkt. In seinem Standardwerk: Gutes Benehmen wieder gefragt! von Willy Elmayer  aus dem Jahr 1957 steht in etwa: Telefonieren: nicht vor 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr, und von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr. An Wochenenden, freien Tagen und Sonn-und feiertags nie. Selig sind, die sich daran halten! Das lässt sich heute nicht mehr  einhalten, ich weiß schon. Telefonieren aber zu Zeiten, von denen bekannt ist, dass sie unpassend sind, bringt keine Gemeinsamkeiten zustande. Schon gar nicht eine der Sprache. Dabei ist das Telefon eine gute Sache, gerade dann, wenn das mit dem Hinausgehen schwierig ist. Aber ich weiß jetzt schon: im Advent glüht das Telefon. Und ich werde schon abheben, auch wenn ich innerlich dabei knurre…..