Blog 2, 17. April 2020: Information von Bischof Michael Chalupka: Leider können noch keine Gottesdienste in den Kirchen gefeiert werden! Die Verhandlungen im ökumenischen Rahmen mit der Bundesregierung, namentlich Ministerin Susanne Raab, sind noch nicht abgeschlossen. Nächste Woche sind weitere Termine vorgesehen. Ich bleibe am Ball!
17. April 2020: Kurze Vorabinfo, Stand heute, 9.53 Uhr: noch keine Meldung aus dem Oberkirchenrat oder der Bundesregierung über die Gottesdienste in den Kirchen (gilt dann österreichweit). Kommt eine entsprechende Info noch heute, schreibe ich einen Blog Nr. 2 für den heutigen Tag. Was mir seit dem 14. April auffällt: der Verkehr auf den Straßen hat zugenommen. Menschen wollen/müssen wieder mehr arbeiten, Betriebe, Geschäfte fahren wieder hoch, für viele von ihnen ein rettender Strohhalm. Was für die Wirtschaft gilt, hat aber für die Kultur z.B. noch keine Bedeutung. Für die Kirchen – wir werden sehen. Für die Schulen: die neuen Standards kommen erst Ende April. Ob alle diese Lockerungen zu früh kommen? Die Meinungen sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie äußern. Das Bild, das mir vor Augen steht, ist ein zunehmend gespannter Bogen. Ich hoffe, er ist elastisch genug, um die Spannungen auszuhalten, abzufedern. Weil nichts ist unpassender, wenn diese Spannungen zu einer großen Welle werden die alles und alle mitreißt. Damit ist niemandem gedient. Wie es weiter geht? Mein Kaffeesud heute in der Früh war so uneindeutig, absolut nicht abzulesen. Meine biblische Lektüre heute Morgen gab mir einen feinen Leitgedanken mit (nicht nur für heute): aus dem Buch des Predigers im Alten Testament (Kohelet steht bei machen Inhaltsangaben), Kapitel 3, Verse 1 – 14: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit und ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit.“ Die beiden ersten Verse nach der Lutherübersetzung habe ich zitiert. Weiterlesen tut gut! Für mich ein Text, der hilft, Spannungen abzubauen, der Ordnung in unklare Abläufe bringen kann. Übrigens: mehrfach wurde dieser alte Text musikalisch umgesetzt. Eine sehr bekannte Version stammt von der Popgruppe The Byrds: Turn, Turn, Turn (1965). Anhören und sich darüber freuen. Leicht im Internet zu finden, auch der Text (mit Übersetzung). Seid behütet und geborgen im Segen Gottes. Ich freue mich auf Reaktionen: andreas.gerhold@evang.at
16. April 2020: So in ganz kleinen Schritten, in fast homöopathischen Dosen erlebe ich eine Wiederkehr des Alltags. Das tut so richtig gut! In den Schulen intensivieren sich wieder die Kontake (noch digital, aber der Wunsch nach einem fröhlichen Kaffee in der großen Pause wird größer!) und auch klassische Pfarramtsarbeiten wie Anmeldungen zu Trauungen, Schreiben verfassen und absenden (ein Hoch auf die Post, die so klaglos funktioniert!) stehen am Tagesprogramm. Kleine Schritte, kleine Dosen, aber bemerkbar. Über die Abhaltung von Gottesdiensten wird mit der Bundesregierung verhandelt, aber noch ist keine Meldung darüber in die Pfarrämter eingetrudelt (Stand heute 9.29 Uhr). Ich werde, wie immer es ausgeht, auch hier in meinem Blog die Information anführen. Der „normale Alltag“ ist auch für andere inzwischen zu einem „Sehnsuchtsort“ geworden. Frei und unmaskiert, in großen und kleinen Gruppen wieder zusammenkommen, den Tagesrhythmus wieder finden, keine Aufgaben mit den Kindern mehr machen: hätte ich eine Tonspur hier im Blog, es wäre ein großes Seufzen zu hören! Es ist noch ein Wunschbild, das ich hier zeichne. Interessant, dass der so gewohnte „Alltagstrott“, aus dem in normalen Zeiten so manche ausbrechen wollen, innerhalb von fünf Wochen so an Attraktivität gewonnen hat. Das hebt natürlich auch seinen Stellenwert! Wir alle werden, so glaube ich, mit Freude in diesen Alltag wieder hineingehen, zuerst genießen, dann wird er wieder langsam zur Normalität. Ich nehme mir fest vor, doch die eine oder andere neue Erfahrung aus dieser Krisenzeit mit in den kommenden Alltag mitzunehmen. Das wird eine Aufgabe sein, aber eine schöne! Eine geistliche Grundlage dazu gibt mir ein Vers aus dem 1. Brief, den der Apostel Paulus an die christliche Gemeinde in Korinth (eine große Hafen- und Wirtschaftsstadt im alten Griechenland) geschrieben hat (Neues Testament, 1. Korintherbrief, Kapitel 2, Vers 12): „Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt ist!“ Ein aufmunternder Leitsatz für heute und die kommende Zeit! Bleiben Sie gesund und geduldig mit dem Segen Gottes.
15. April 2020: Sorry, gestern gab es keinen Blog-Eintrag an dieser Stelle! Das lag einfach daran, dass mich gestern schon ein kleines Stückchen Alltag erreicht hat! Video-Konferenzen, Termingespräche für Trauungen und Taufen, dazu ein paar Fragen, die mir seitdem durch den Kopf gehen: „Herr Pfarrer, wenn kleinere Geschäfte und große Baumärkte und Gartencenter aufsperren dürfen, warum nicht die Kirchen?“ Ich denke, eine berechtigte Frage! Unsere Kirchen kommen in ihrer Größe nicht an die Baumärkte heran, aber als mittleres Gartencenter schaffen wir es allemal. Vielleicht liegt es ja an der Einschätzung: sind Kirchen systemrelevant? Ärzte, Apotheken, die pflegenden Berufe, Lebensmittelgeschäfte stehen natürlich außer Diskussion. Aber Kirchen? Sie sind für viele zumindest lebensbegleitend, bilden eines ihrer Lebenszentren, weil ganze fröhliche und traurige Familiengeschichten darin ihren Platz hatten und haben. Diese Menschen vermissen, dass sie ihre Kirchen nicht betreten können. Ich verstehe alle diese Argumente sehr gut. Und gebe doch auch zu bedenken: an allen sonstigen systemrelevanten Orten gibt es strenge Betretungsordnungen. Wie diese für einen Gottesdienst umsetzen? Mund-Nasenmasken wären nicht das Problem. Die sind wir inzwischen gewöhnt. Aber wie Zugangsbeschränkungen durchführen? Besucher*innen abweisen vor der Kirchentür? Drei Gottesdienste hintereinander feiern? Die Plätze in den Kirchenbänken streng regelementieren? Ich stelle Ihnen diese Fragen einmal zur Diskussion. Denn auch in der Evangelischen Kirche in der Steiermark werden diese Fragen besprochen und abgewogen. Was ich so mitbekomme, ist die Nachfrage nach Gottesdiensten oder zumindest kleineren Andachtsfeiern (von denen wir am Anfang der Pandemie glaubten, sie noch feiern zu können) in Kirchen (fett geschrieben, weil genau darum geht es!) in allen Kirchen der Ökumene durchaus gegeben. Schreiben Sie mir Ihre Meinungen dazu an: andreas.gerhold@evang.at Ich bin schon sehr gespannt darauf. Bleiben Sie gesund und in Gott gesegnet!
Ostermontag, 13. April 2020: Der zweite ruhige Ostertag 2020. Da gehört für mich eine ganz besonders schöne Erzählung aus dem Lukas – Evangelium dazu (Lukas 24, 13 – 35): Die Emmausjünger. Die zentrale Lesung in den Gottesdiensten am Ostermontag. Die heute nicht gelesen wird, weil die Kirchen zu sind. Eine kleine Inhaltsangabe deswegen: Lukas berichtet, dass zwei Personen aus dem Freundeskreis von Jesus traurig wieder zurückgehen in ihren Heimatort Emmaus. „Was soll nun aus uns werden?“, fragen sie sich und finden keine Antwort. Da schließt sich ihnen ein Dritter an und erklärt so manches von dem, was sich zuvor in Jerusalem zugetragen hat. Weil es inzwischen Abend geworden ist, laden sie den Unbekannten zum Abendessen ein, orientalische Gastfreundschaft. Als sie dann beim Essen sind, bricht dieser Unbekannte das Brot – und sie erkennen, das ist der auferstandene Jesus. Aber gleich darauf ist er wieder verschwunden. Doch die beiden Freunde kennen jetzt ihre Antwort, die sie gesucht haben. Sie gehen zurück nach Jerusalem und finden sich wieder in ihren Freundeskreis ein. Eine schöne Beispielgeschichte für unsere so unsichere Zeit. Denn auch für uns stellt sich die große Frage: Wie wird es nachher, nach dieser Zeit der Pandemie? Diese Frage höre ich oft in den vielen Telefongesprächen, die mich erreicht haben. Zurück in die so vertraute Gemeinschaft!, kann die Antwort nur lauten. Zu den Freunden*innen, in die Schulen, an die Arbeitsstätten, in die Caféhäuser, zu den uns freundschaftlich verbundenen Wirten. Ein Fest! Das sehe ich vor mir. Ein Fest der Wiederbegegnung. Hin zum direkten, persönlichen Gespräch. In denen dann vergangene Erfahrungen sicher eine große Rolle spielen werden. Ich freu mich schon darauf. Auch auf die vollen Kirchen. Wenn Sie heute 5 Minuten Zeit haben, lesen Sie sich selbst diese Geschichte vor oder im Kreis derer, mit denen Sie ihr Zuhaus teilen. Das ergibt eine ganz eigene und nahegehende Atmosphäre. Meine Einladung gilt auch heute: schreiben Sie mir: andreas.gerhold@evang.at Bleiben Sie gesund und munter!
Ostersonntag, 12. April 2020: Fröhliche und gesegnete Ostern! Dieser Wunsch ist distanzlos, er überwindet alle Grenzen unserer häuslichen Quarantäne. Fröhlich und gesegnet sein: die Basis für jede künftige Zeit, von der wir nicht wissen, wie diese sich ereignen wird und gestaltet werden kann. Genießen Sie diesen Tag, freuen Sie sich über die distanzlose Osterbotschaft: Jesus ist auferstanden! Eine kleine Begleitung der Osterfreude finden Sie in unserem Video-Ostergottesdienst: stainz-dl.evang.at, also gleich auf der Startseite zum Anklicken. Bleiben Sie gesund und fröhlich! Meine Einladung: schreiben Sie mir: andreas.gerhold@evang.at
11. April 2020: Der heutige Karsamstag 2020 unterscheidet sich, für mich zumindest, nicht sehr von denen der letzten Jahre und Jahrzehnte (!). Ein Tag der Ruhe, der Gemächlichkeit. Auch der Nachdenklichkeit. Manchmal habe ich noch etwas an der Predigt für die Ostertage geändert, wenn mir dabei ein neuer Gedanke gekommen ist. Genauso ruhig soll auch dieser heutige Tag werden. Beim Stöbern in den geistigen und geistlichen Wühlkisten, wozu ein Blick in meine Bibliothek gehört und auch ein wenig das Durchblättern in entsprechenden Homepages, sind mir zwei zusammengehörige Dinge begegnet: „Das Prinzip Hoffnung“, das große Werk des Philosophen Ernst Bloch und das Radiofeature über ihn, gerade in Ö1 zu hören gewesen. Der Getalter dieser Sendung, Detlef Berentzen, hat in der Beschreibung auf der Ö1-Homepage einen wirklich stimmigen Satz zum Nachdenken von Ernst Bloch zitiert: „Ich bin. Wir sind. Das ist genug. Nun haben wir zu beginnen. In unsere Hände ist das Leben gegeben. Die Menschen wie die Welt tragen genug gute Zukunft.“ Ein Satz, der einen ganzen Tag füllen kann. Genießen Sie ihn, den Tag, den Satz, die Ruhe. Morgen ist der Tag, der dem Leben eine neue Richtung gibt. Frohe Ostern! Das wird auch in dem Gottesdienst anklingen, den wir in den letzten Tagen zusammengestellt und alle Beteiligten in ihrem Zuhause als kleines Video aufgenommen haben. Von Paul Diwiak wird das alles fertig produziert und auf YouTube gestellt : Den Link dazu finden Sie ab Morgen auf der Startseite unserer Homepage. Es ist der erste Videogottesdienst, den wir als Evangelische Pfarrgemeinde Stainz-Deutschlandsberg selbst erstellt und produziert haben (von den Fernsehgottesdiensten abgesehen, da hat der ORF produziert). Auf alle Fälle freue ich mich über Ihre Reaktionen, auf den Blog und den Videogottesdienst. Der Segen Gottes begleitet euch!
10. April 2020: Ein Karfreitag ohne die große Gemeinde in der Kirche, in der wir sonst mit sehr reduzierter Liturgie, ganz konzentriert dem Kreuzestod Jesu gedenken. Es ist der Kernpunkt evangelischen Glaubens und mit der Auferstehung das Zentrum jeder christlichen Theologie. Heute hat der Karfreitag einen ganz anderen Rhythmus, verläuft wesentlich ruhiger und eröffnet auch Chancen, einmal ganz für sich der Bedeutung dieses Tages nachzugehen. Dabei erinnere ich und gedenke einem ganz großen evangelischen Theologen, für den Kreuz und Auferstehung Grundlage aller seiner Schriften, Bücher und theologischer Lehre, aber auch seines gesellschaftlichen und besonders auch seinem politischen Engagement gewesen ist: Dietrich Bonhoeffer, der, 1906 in Breslau geboren, am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg erschossen worden ist. Bonhoeffer gehörte dem Kreis derer an, die 1944 das Attentat auf Adolf Hitler geplant hatten. Im Gefängnis schrieb Bonhoeffer ein Gebet in Gedichtform an seine Familie (und für sich selbst): „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“ (als Lied zu finden im Evangelischen Gesangbuch Nr. 65). Ein Gedicht, das die Trauer über sein erwartbares Todesurteil aufnimmt und über die eigenen Lebensgrenzen in die große Hoffnung münden lässt, die uns mit dem Tod und der Auferstehung von Gott geschenkt ist. So können wir in der Freiheit des Glaubens leben und agieren, uns vom Glauben lenken lassen in Gedanken, Worten und Werken. 1951 wurde ein Buch mit dem Titel „Widerstand und Ergebung“ von Eberhard Bethge herausgegeben, in dem die Briefe, Predigten und andere Aufzeichnugen (wie das Gedicht „Von guten Mächten“) gesammelt nachzulesen sind. Ein kleines Zitat daraus, für den heutigen Karfreitag von der Herrnhuter Brüdergemeinde im Losungsbuch ausgewählt, wird mich den Tag über begleiten: „Wir müssen uns immer wieder sehr lange und sehr ruhig in das Leben, Handeln, Leiden und dem Sterben Jesu versenken, um zu erkennen, was Gott verheißt und was er erfüllt. Gewiss ist, dass im Leiden unsere Freude, im Sterben unser Leben verborgen ist; gewiss ist, dass wir in dem allen in einer Gemeinschaft stehen, die uns trägt.“ Ich setze für den heutigen Karfreitag 2020 dazu: auch ohne prall gefüllte Kirchen. Die wir im nächsten Jahr hoffentlich wieder vorfinden werden, als Feiertag, der im ganzen Land gilt. Gott segnet Sie, bleiben Sie geduldig und erleben Sie den Karfeitag (nur in diesem Jahr!) als persönlichen Feiertag. Wenn Sie Zeit haben, schreiben Sie mir: andreas.gerhold@evang.at
9. April 2020: Gründonnerstag heute, Erinnerungstag an die Einsetzung des Heiligen Abendmahls durch Jesus im Kreis seiner Freunde*innen. Eine ununterbrochene Feier bis heute, in allen Kirchen. An diesem Gedenktag 2020 keinen Gottesdienst zu feiern ist schon eine seltsame Sache. Doch sowie die Kirchen wieder offen, für alle offen sind, werden wir mit großer Freude das Abendmahl wieder feiern! Aber ganz ohne Gottesdienst geht dieser Tag nicht vorbei: ein kleines Team unserer Pfarrgemeinde bereitet eine Videogottesdienst für den Ostersonntag vor. In Distanz. Wir vom Team treffen uns nicht an einem Ort, sondern jede*r nimmt seinen/ihren Part des Gottesdienstes zu Hause auf. Predigt, Lied, Gebete, Lesung, Eröffnung, das Anzünden einer Osterkerze, thematisch bezogene Bilder, alles an verschiedenen Orten „maßgefertigt“. Das ganze Paket zusammengestellt wird von unserem wunderbaren Regisseur. Und ins Internet gestellt. Sobald der Link erstellt ist, finden Sie ihn auf unserer Homepage und natürlich hier im Blog. Weltweit aufrufbar. Das passt auch gut zu einer Liedstrophe von Detlev Block: „Jeder unter uns darf kommen, dass er Teil an dir gewinnt. Alle sind wir angenommen, wie wir hier versammelt sind: froh und traurig, stark und schwach, matt im Glauben oder wach!“ (Aus dem Losungsbuch der Herrnhuter Brüdergemeinde 2020). Bleiben Sie gesund und freundschaftlich auf Distanz! Und schreiben Sie mir: andreas.gerhold@evang.at
8. April 2020: In früheren „Normalzeiten“ sind am Mittwoch vor den Gottesdiensten von Gründonnerstag bis zum Ostermontag schon fleißige Hände dabei, in den Kirchen alles dafür herzurichten. Alles, was nach Zierrat aussieht, wird weggeräunt, auf das Wesentliche reduziert. Manche meinen dazu:“Karg sieht es aus bei euch!“ Das ist Absicht. Nichts soll ablenken von dem Gedächtnis an das Letzte Abendmahl und an den Tod dam Kreuz. Erst am Ostersonntag sind dann die Kirchen wieder mit den Symbolen eines prallen Lebens ausgestattet. In der „Normalzeit“, wie erwähnt. In diesem Jahr 2020, bei geschlossenen Kirchen, können Sie selbst, wo auch immer Sie wohnen, ein wenig von dieser besonderen Atmosphäre herrichten. Das ist eine Aufgabe mit jahrhundertelanger Tradition. In der Zeit der Gegenreformation, so von 1600 bis zum Toleranzpatent 1781, als es keine öffentliches evangelisches Leben gab, haben viele Familien ihre kirchlichen Traditionen zu Hause fortgesetzt und gepflegt. Mutig waren sie und ihrem Glauben verbunden. Mut braucht es 2020, Gott sei Dank, nicht mehr. Die Einbindung dieser Traditionen heute, die sichtbar machen, worum es in diesen Tagen geht, ist ein hoffnungsvolles Zeichen und auch ein Ausdruck dafür, dass wir uns alle wieder freuen, wenn die Kirchen offen sind und zu den gemeinsamen Feiern einladen. Zu dieser „Freude in Hoffnung“ passt auch das heutige biblische Leitwort aus dem Joahnnesevangelium (Johannes Kapitel 16, Vers 20): „Eure Traurigkeit soll zur Freude werden“. Darauf bereiten wir uns alle vor. Bleibt gesund und in freundschaftlicher Distanz. Auf so manche Reaktionen freue ich mich heute schon: andreas.gerhold@evang.at
7. April 2020: Bei meiner morgendlichen Bibellektüre ist mir heute ein für diese Tage wohl seltsames Wort untergekommen: jauchzen! Wer denkt denn gerade heute an jauchzen? Also ich nicht, die in „systemrelevanten Berufen“ Tätigen wohl auch nicht. Die Wirtschaft vielleicht, weil es nach Ostern wieder ein kleines Stück Öffnung gibt? Doch eher ein vorsichtiges Seufzen, verbunden mit dem Begriff Erleichterung. Aber gleich jauchzen? In dem kleinen Profetenbuch Zefanja, im Alten Testament, gerade einmal 3.Kapitel kurz, steht es (Zefanja 3,14): Jauchze, frohlocke, Israel. Und das mitten in Zeiten großer politischer und religiöser Bedrängnis und einem kollektiven Nichtwissen, wie es denn weitergehen wird. Aber die große Hoffnung, dass es eine Zeit danach gibt, eine Zeit der Freiheit Gottes, das ist der Grund zu jauchzen, zu frohlocken, schon heute. Zefanja benennt klar die Gründe der Bedrängnis, aber über allem steht die Hoffnung, der Glaube an bessere Zeiten. Manchen ging es damals, im frühen 7. Jahrhundert v.Chr., nicht schnell genug, so wie es auch heute einigen viel zu langsam geht mit dem „Upsizen“, der Rückkehr zur Normalität. Jauchzen darüber, dass wir uns wieder ohne Schutzmasken, ohne den inzwischen berühmten „Meterabstand“ treffen und miteinander reden können, öffentlich, mit vielen Menschen um uns, das ist ein echtes, ein „jauchzendes“ Licht am Horizont. Bleiben Sie gesund, haltet Kontakt in freundschaftlicher Distanz! Für Reaktionen bin ich dankbar an: andreas.gerhold@evang.at
6. April 2020: Viele Palmzweige werden heute schon in den Wohungen und Häusern stehen. Und doch ist es so anders als in den vielen Jahren zuvor. Weil die Gottesdienste vor Ort nicht gefeiert werden konnten, bei denen die Palmzweige ihren großen Auftritt haben. Ich weiß nicht, in welcher Weise Sie die Palmzweige aufgestellt haben, ob während des Gottesdienstes, den Bischof Wilhelm Krautwaschl im Grazer Dom gefeiert hat, oder beim Ansehen und Hören der vielen evangelischen Gottesdienststreams aus den unterschiedlichsten Pfarrgemeinden oder ganz einfach nur hingestellt, in einer Vase, auf einen Tisch, in die Fensterbank. In einem dürfen und können Sie sich sicher sein: der Segen Gottes, der in all diesen gottesdienstlichen Feiern gesprochen wurde, der gilt Ihnen allen, wo und in welcher Form Sie mitgefeiert, mitgebetet, vielleicht sogar mitgesungen haben. Ein stärkender Segen, für die vielen Aufgaben, die sich Ihnen stellen. Nun sind einmal sind für die Lehrer*innen und Schüler*innen die Osterferien angesagt. Ja, auch diese Regelung gilt nach wie vor, auch wenn die Schulen jetzt schon drei Wochen geschlossen sind. Ein kleiner „Normalfall“ in den so außergewöhnlichen Zeiten. Und eine hoffnungsvolle Perspektive, dass sich in fernen Zeiten langsam wieder der Alltag einschleicht. Aber ob er so wird wie vor dem 15. März 2020? Da bin ich mir noch nicht so sicher. Fragend, aber hoffnungsvoll: Behüte euch Gott und bleibt (noch immer) freundschaftlich distanziert. Die Einladung gilt nach wie vor: schreiben Sie mir: andreas.gerhold@evang.at
5. April 2020: Palmsonntag: der Gedenktag an den Einzug Jesu in Jerusalem. (Überliefert in allen vier Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes). Darin werden zwei gegenläufige Bilder beschrieben: einmal die hoffnungsvolle, auf Befreiung wartende und jubelnde Menge, dort, ganz allein, Jesus auf einem einfachen Esel. Erwartungen hatten beide: die Volksmenge wartete auf eine neuen König, der endlich die ersehnte Freiheit und Selbstständigkeit bringen sollte, und Jesus, der wusste, dass seine Botschaft von Freiheit ihn ans Kreuz bringen wird. Beide Vorstellungen von Freiheit passen nicht zusammen. Doch in beiden steckt ein Samenkorn, das sich langsam entwickeln wird: das jüdische Volk bekommt einen Staat, in dem sie frei von Unterdrückung und Verfolgung leben kann, in Israel, dem Land, das ihnen von Gott versprochen (=zugesprochen) ist. Die Freiheit in Christus, in der wir als Christen*innen leben dürfen, können wir annehmen und sie nutzen, für uns und andere. Für mich ergeben sich aus diesen biblischen Entdeckungen in unseren Tagen zwei Folgerungen: dass wir heute keine Gottesdienste feiern, ist eine Anordnung, der wir folgen müssen, auch wenn es schwer fällt. Zum anderen bleibt die Sehnsucht, dass wir wieder in einer demokratischen und persönlichen Freiheit leben werden, die uns die auferlegte Quarantäne in persönliche Begegnungen umwandelt, aus der Enge der vier Wände in das Licht der Beziehungen. Das Feiern der Gottesdienste gehört für mich unbedingt dazu. Den Weg dorthin werden wir gemeinsam gehen, gedanklich verbunden in diesem Blog, ausgedrückt in ihren Reaktionen, für die ich mich ganz herzlich bedanke! Ich werde auch jede versuchen, zu beantworten. andreas.gerhold@evang.at ist die Adresse. Gott segnet Sie/Euch auf eurem Weg. Bleibt gesund und freundschaftlich in Distanz.
4. April 2020: Zeit, ein unscheinbares Wort, vier Buchstaben, weniger als nicht. Zeit können wir uns nicht ansehen, selbst die Zeiger der Uhr sind nicht die Zeit. Die Zeit gibt sich unanfassbar, sie ist auf Distanz. Und doch prall gefüllt oder erschreckend leer. Die Zeit ist das, was wir, jede*r von uns ganz persönlich erleben, erfahren. Einmal vergeht die Zeit unglaublich schnell: „Wo sind denn nur die Tage geblieben?“, oder quälend langsam: „Ach, wären doch die Tage der Quarantäne endlich vorbei!“ Allgemeine Ratschläge, wie denn die Zeit zu verbringen wäre, die haben für mich keine große Bedeutung. Bin ich, oder Sie, sind wir alle ganz auf uns allein gestellt, wie wir Zeit verbringen. Das ist auch eine Chance: Wenn wir fürchten, der „Himmel fällt uns auf den Kopf“ (c: Majestix), das tun, was Sie, was ich, schon immer lange tun wollten, aber nicht konnten. Weil keine Zeit war! Aber jetzt ist sie da! Für mich ist es ganz spezielle Musik zu hören aus dem Jazzbereich, für Sie wird es etwas anderes sein. Ich vertraue da ganz auf ein Wort aus der Bibel, aus dem Buch des Predigers (Kohelet), Kapitel 3: „Für alles gibt es eine Zeit, Zeit für jedes Vorhaben unter dem Himmel: Zeit zu gebären und Zeit zum Sterben, Zeit zu pflanzen und Zeit um auszureißen. Zeit zu weinen und Zeiz zu lachen. Zeit zu schweigen und Zeit, Worte zu machen.“ (Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache) Nur ein paar Beispiele aus dem 3.Kapitel. Eine Leseempfehlung! Tröstlich, erbauend, Hoffnung gebend. Weil uns der Himmel sicher nicht auf den Kopf fällt! Für heute: behüte euch Gott und bleibt gesund und auf freundlicher Distanz! Heute dazu ein kleines P.S.: bis die Kontaktrubrik unserer Homepage wieder geht, können Sie mir gerne schreiben: andreas.gerhold@evang.at. Ich freue mich auf Ihre Reaktionen!
3. April 2020: Heute am 3. April ist der „Welt-Party-Tag“. Was es nicht alles gibt an Gedenk- und Welttagen! Dabei kann es ganz gut sein in diesen Tagen, zu wissen, welche Schwerpunkte es so gibt: am 1. April war z.B. der Welttag der älteren Generation, gestern am 2. April der Welt-Kinderbuchtag und der Welttag autistisch geprägter Menschen. Tage, die schon bedenkenswert sind und ihren Sinn haben. Der „Welt-Party-Tag“ heute fasziniert mich. Einmal, weil er das genaue Gegenteil von dem ist, was wir tun und veranstalten können und dürfen. Gleichzeitig aber weist er in die Nach-Pandemie-Zeit: auf den Tag, an dem wir uns wieder ganz echt, ohne die Hilfe digitaler Medien, begegnen dürfen, Party feiern, Freudesfeste abhalten und uns umarmen dürfen. Zur Freude ganz entscheidend wird es sein, dass die jetzt so systemrelevanten Berufe wie Pfleger*innen, Krankenschwestern und – brüder, Reinigungspersonal, Mobile Betreuungsdienste und viele andere auch mit diesem erfreulichen Tag ihre „Systemrelevanz“ behalten und in hohen Ehren gehalten werden. Das wird ein Fest! „Wohl den Menschen, die jauchzen können!“ Ein kleiner Satz aus dem Psalm 89, Vers 16. Wie passt er doch so gut zum „Welt-Party-Tag“! Das wird ein Festtag, an dem wir uns wieder in die Arme fallen dürfen. Bis dahin: gesund bleiben, Abstand halten. Wir freuen uns auf das zukünftige Fest. Gottes Segen euch allen!
2. April 2020: Schon rauchen mancherorts die Köpfe. Was wird das „Wort, oder das Unwort des Jahres 2020?“ Pandemie, Seuche, Schutzmaske, Quarantäne? Zur Unwortdiskussion möchte ich nichts beitragen, aber zur Wortdiskussion. Für mich an erster Stelle steht eindeutig „Homeoffice“. Ein Wort, ein Begriff, der bisher ein sprachliches Schattendasein geführt hat. Ein Wort, das seit knapp 3 Wochen einen unglaublichen Boom erlebt. Meine gute alte Studierstube, ein Zimmer voller Bücher, ist heute mein Homeoffice. Dabei hat sich nichts darin geändert: die Bücher sind nach wie vor da, der Laptop, das Mobilofon und die beiden Tablets ebenso. Aber jetzt sind sie Teile des offiziellen Homeoffice. Gefällt mir, gibt der Studierstube einen neuen Charakter, den ich beibehalten will. Eine Erkenntnis, die über die unsicheren Zeiten Bestand haben wird. Eine Erkenntnis, ein Lerninhalt, der gut zum biblischen Begleitspruch für heute passt: „Gott, du hast mich unterwiesen seit meiner Jugend, und noch jetzt erzähle ich von deinen wunderbaren Taten.“ (Psalm 71, Vers 17, Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache). Im Homeoffice hat auch das Lesen in der Bibel weiterhin seinen festen Platz. Behüte euch Gott und bleibt gesund!
1.April 2020: Die Osterferien beginnen in drei Tagen! So habe ich es heute in einer Nachricht aus dem schulischen Bereich gelesen. Osterferien der besonderen Art. Für mich waren die Osterferien seit mehr als 34 Jahren die Zeit großer Vorbereitungen für die Karwoche und die Ostertage. Lehrer*innen haben sich auf ein paar erholsame Tage gefreut, gerade die letzten drei Tage vor den Ferien. Familien haben Urlaube geplant, Treffen wurden miteinander vereinbart – Sie kennen das alles. In diesem Jahr nun hat sich alles verändert. Auch in meiner Familie können wir uns nicht treffen (das war sonst ein großes Ereignis, 22 Personen mit allen Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln), die öffentlichen Gottesdienste können nicht gefeiert werden, Osterhasen hüpfen nur sehr begrenzt zwischen den Grasbüscheln. Natürlich werden medial-digital Gottesdienste gefeiert, treffen sich Familien in den Chatrooms, die Osterjausen finden im engsten Familienkreis statt oder auch ganz allein. Doch eines bleibt unverrückbar: die Osterbotschaft. Aus der Begrenzung entsteht wieder Freiheit, aus der Totenstarre das blühende Leben. Ostern ist genau darum ein Lebensfest, vielleicht sogar gerade in diesem Jahr der Begrenzungen. Ostern ist Hoffnung. Frère Roger Schütz, der Gründer der klösterlichen Gemeinschaft in Taizé schreibt dazu: „Gott des Friedens, die Freude des Evangeliums willst du in uns legen. Sie ist da, ganz nahe, neu entfacht durch deinen Blick, der voll Vertrauen auf unserem Leben ruht.“ (Frère Roger: Aus der Stille des Herzens, Gebete, Herderverlag 2006, gelesen heute im Losungsbüchlein der Herrnhuter Brüdergemeinde 2020). Gottes Segen für Sie und bleiben Sie gesund!
31. März 2020: Musik von Johann Sebastian Bach begleitet mich heute den ganzen Tag. Heute vor 335 Jahren ist dieser große Komponist in Eisenach geboren. Geistliche und weltliche Musik zeichnen sein gewaltiges Oeuvre aus. Aus jeder Note spricht sein Glaube an den „gewaltigen und heilsbringenden Gott“, tiefgründig zu hören in seiner h-moll-Messe. Die Rezeption seiner Musik hält bis heute an, sogar in den Bereichen Jazz und Pop. Dabei hat er nicht nur Musik für Profis geschrieben. Seine kleinen vierstimmigen Sätze bekannter Kirchenlieder sind auch für kleine Chöre, ja sogar für sangesfreudige Gemeinden geeignet. „Wach auf mein Herz und singe“ (EG 446, Originalmelodie von Johann Crüger) ist ein bekanntes Beispiel dafür. Viel ist auch in seine Musik hineingelesen worden: Zahlenmystik besonders. Das kann schon sein. Mich rührt die Musik von Bach manchmal zu Tränen, ehrlich. Bestimmte Melodienbögen aus dem „Weihnachtsoratorium“. Für mich ein Kindheitserlebnis. Mit 2 Jahren habe ich dieses Werk das erste Mal gehört. Und hat mich seitdem bis heute begleitet, aktiv und passiv. Von Bach komme ich nicht los, will ich auch gar nicht. Er ist ein musikalischer Lebensbegleiter. Einer, dessen Musik bis in „in die Ewigkeit “ reicht. Und die Ewigkeit schon ein kleines Stück hörbar gemacht hat. Ein musikalisches Glaubensbekenntnis. Hören Sie hinein. Genug gibt es davon im Netz: Kleiner Hinweis: Präludium und Fuge für Orgel, d-moll. Sie bringt unsere eingeschränkten Tage zum Leuchten!
30. März 2020: Lob und Dank: zwei Wörter aus der gottesdienstlichen Liturgie heute angewandt für Lehrer*innen, Direktoren*innen und Schüler*innen. Ich habe heute schon telefoniert mit Personen aus dem schulischen Bereich und es ist wirklich sehr erfreulich, wie in diesen besonderen Zeiten diese Kontakte gepflegt, benützt, auch so manche Inhalte kommuniziert werden, die nicht nur den schulischen Belangen dienen. Vielleicht sogar mehr, als im ganz normalen Schulbetrieb. Dabei ist mir schon klar, dass dies nicht immer leichte Zustände in den Familien zur Folge hat. Ich selbst hoffe, dass bald wieder der regelmäßige Unterricht, besonders auch der Religionsunterricht, stattfinden kann. Den Maturanten*innen wünsche ich, dass sie noch in diesem Schuljahr, also bis zum bis jetzt offiziellen Schuljahrsende Anfang Juli, ihre Prüfungen absolvieren können und ihre Schullaufbahn mit erfreulichen Ergebnissen abschließen können. Vielen ist der heutige biblische Leitspruch wohl aus der Seele gesprochen: Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gerne wieder aufsteht? Wo ist jemand, wenn er herumirrt, der nicht gerne wieder zurecht kommt? (Buch des Propheten Jeremia, Kapitel 8, Vers 4) So bleiben Sie gesund und in Gott geborgen!
29. März 2020: Dass ich heute mit meinem Blog später dran bin als sonst, hat einen einfachen Grund: ich habe mir den Evangelischen Gottesdienst aus dem Evangelischen Zentrum in Wien in ORF III angesehen und mitgefeiert. Und das ist auch mein Stichwort für heute: mitfeiern, Gottesdienst mitfeiern. Denn mich haben einige Anfragen erreicht: Ist denn das ein richtiger Gottesdienst, so im Fernsehen, mit allerlei Ablenkungen zu Hause, so auf „digitale Distanz?“ Ja, kann ich da nur bemerken, es ist Gottesdienst. Gottesdienst zum Mitfeiern, Gottesdienst, auf den wir uns einlassen können, mit den eigenen Gedanken, die dabei kommen, mit dem Nachfühlen bei den Gebeten, dem Mitsingen (ja, auch das!), vielleicht sogar dem Mitlesen der biblischen Texte. Und, da habe ich mich heute so richtig mit eingebunden gefühlt, das Wissen um die Gemeinschaft derer, die wir zuhören und zusehen und mit denen, die den Gottesdienst gestaltet, mit uns gefeiert haben. Heute war es feierlich und von erlesener musikalischer Qualität, aber auch die vielen kleinen Andachten und Gottesdienste, die täglich gestreamt, auf Videoplattformen gestellt werden, sie laden genauso zum Mitfeiern ein. Zur gegenseitigen Stärkung und Hoffnung auf die Zeit nach der Pandemie. Feiern Sie mit! So bringt uns auch die derzeit notwendige Distanz in gemeinschaftliche Beziehung. Für heute: Behüte euch alle Gott und bleibt gesund!
28.März 2020: Allen, die heute Geburtstag feiern, Gottes Segen für ihr neues Lebensjahr, Hoffnung, dass auch mysteriöse Zeiten wieder zu Ende gehen! Ich habe heute schon mit einigen Geburtstagskindern telefoniert und das Interessante, was mir aufgefallen ist war, dass sie sich gar nicht so sicher sind, ob sie genau dort, wo ihr normaler Lebensrhythmus auf einmal aufgehört hat vor zwei Wochen, wieder anfangen möchten. Zumindest in einigen Bereichen. Klar, ihren Beruf wollen sie wieder aufnehmen, aber so kleine Dinge, wie Nahversorgung, neue Kontaktmöglichkeiten, die sie nun entdeckt haben, Zeit, um lesen zu können, das sind diese Bereiche, die eine ganz neue Wertigkeit bekommen haben. Die auch eine veränderte Lebensqualität zur Folge haben. Ein großartiges Jesuswort begleitet diesen heutigen Tag: „Wer den Willen Gottes tut, die sind meine Schwestern und Brüder und meine Eltern.“ (aus dem Markusevangelium, Kapitel 3, Vers 35) Schwestern, Brüder, Eltern: im Sinn Jesu sind wir das alle füreinander. In der Obacht, einander nicht zu nahe zu kommen und doch Nähe zu vermitteln, in den kleinen Dingen, die wir füreinander tun können. Lebensqualität, wie sie gerade jetzt so einmalig gelebt wird. So soll es auch nach der Pandemie sein. In dieser Hoffnung und Erwartung: Behüte euch Gott und bleibt aufmerksam im Miteinander, auch in der Distanz!
27. März 2020: Heute ein kleiner Einblick inmein „Homeoffice“. Was mache ich als Pfarrer so den ganzen Tag, wenn kein Unterricht stattfindet, Gottesdienste nicht gefeiert werden, Taufen und Hochzeiten verschoben sind und Beerdigungen/Verabschiedungen in ganz anderen Bahnen ablaufen. Ganz wichtig: telefonieren, Kontakte pflegen auf allen Ebenen, einen Blog schreiben, für das Netzwerk Stainz Zustellungsfahrten übernehmen mit ganz außergewöhnlichen kleinen, kurzen Kontakten und Gesprächen über Zäune, aus den Fenstern, die manchmal sehr berührend sind. Vorbereitungen planen für den Videogottesdienst am Ostersonntag (Link werde ich hier im Blog angeben), wieder intensiv in theologische Lektüre eintauchen, wozu manchmal im normalen „Tagesgeschäft“ die Zeit fehlt, aber zur Arbeitsbeschreibung von uns Pfarrern*innen dazu gehört. Wichtig dabei: das alles in eine geordnete Tagesstruktur einfügen, wie den Blog schreiben, so zwischen 9.00 und 10.00 Uhr. Erstaunlich, wie das den Tag ausfüllen kann! Wann mir die Decke auf den Kopf fällt? Ich hoffe und arbeite intensiv daran: gar nicht. Auch das Lesen in der Bibel (und gleichzeitig wieder die alten Sprachen Hebräisch und Griechisch pflegen) ist so ein Tagespunkt. Den ich als Empfehlung gerne weitergebe, wobei Sie die alten Sprachen nicht zu pflegen brauchen. Für heute: Seien Sie in Gott behütet und bleiben Sie gesund.
26. März 2020: Ein neues Schreiben von unserem Bischof Michael Chalupka ist heute bei mir eingelangt und bestätigt gleichsam offiziell: Unsere Gottesdienste in der Karwoche und an den Osterfeiertagen können nicht stattfinden. Das macht mich traurig und unsicher. Denn es geht mir ganz persönlich um den Karfreitag, den „höchsten“ Feiertag der Evangelischen Kirchen. Was staatlich zunächst mit dem Feiertagsruhegesetz von November 1955 den Angehörigen der evangelischen Kirchen A.B. und H.B., der Altkatholischen Kirche und der Methodistenkirche zugesichert und festgeschrieben wurde, dass der Karfreitag ihr Feiertag ist, hat sich 2019 in einen persönlichen Feiertag gewandelt und nun, 2020, können wir gar keine Gottesdienste in unseren Kirchen feiern. Aber weil wir eben protestantische Kirchen sind, wird es Gottesdienste geben: medial, in diversen Livestreams aus einzelenen Gemeinden und im Fernsehen kommen die Gottesdienste zu ihnen nach Hause! Feiern Sie mit, zeigen Sie damit ihre protestantische Haltung! Wir aus Stainz-Deutschlandsberg werden für den Ostersonntag einen Gottesdienst ins Netz stellen. Herzliche Einladung schon heute dazu. Den Link zum Gottesdienst werde ich auch in diesem Blog veröffentlichen. Gottes Segen und bleiben Sie gesund!
25. März 2020: Ich warte – natürlich auf das Ende der fast ausgehlosen Zeit. Ich warte aber noch viel mehr auf den richtigen Schneefall in diesen Tagen, der sich heute früh in einem zarten Schneerieseln gezeigt hat. Ich warte auf viel Schnee! Denn was wir zur Gesundheit auch vor, während und nach diese Pandemie brauchen, ist reines gesundes Wasser. In der Früh, zu Mittag, abends, den ganzen Tag. Ein Glück, dass wir einfach so das Wasser aus den Leitungen trinken können! Und uns nicht gewöhnen müssen an den leichten Chlorgeschmack, der bei der Wiederaufbereitung entsteht. In so manchen Städten dieser Welt habe ich einen Vorgeschmack davon bekommen. Und mich gleichzeitig gefreut auf das Wasser hier bei uns. Und warum warte ich dann auf Schneefall? Weil viel Schnee viel Wasser in den Brunnen und Quellen bedeutet. Schnee sickert einfach besser in den Boden als mächtige Regenfälle. Wird dadurch auch gereinigt und als eines unserer wichtigsten Lebensmittel so bereit gestellt. Auch brauche ich Wasser für Kaffee und Tee, meine weiteren geschmackvollen Lebensbegleiter. Aber das ist eine sehr persönliche Geschichte. Aber in Zeiten der fast ausgehlosen Tage gehört eine Tasse Kaffee, eine Tasse Tee mit zu den Markierungspunkten der neuen Tageseinteilungen. Die gerade in den eigenen vier Wänden so wichtig sind. Für heute: behüte euch Gott und bleibt gesund. Bis morgen.
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24. März 2020: Herzlich willkommen auf meinem 2. Blog! Das erste Wort, das meine Ohren heute Morgen erreicht hat, war „flächendeckend“. Interessantes Eigenschaftswort. Was kann flächendeckend sein? Ein großes Tuch, ein Zelt, eine Meinung, ein Test, eine Haltung? Gemeint war der CorV-19-Test. Eine Hilfe soll er sein in der genauen Bestimmung infizierter Menschen. Das dient der Zielorientierung der Maßnahmen, die noch gesetzt werden können. Punktgenau, auch ohne Test, war meine erste Ausfahrt gestern als freiwilliger Zusteller bestellter Waren. Eine feine Aufgabe, ein tolles Team, und überall dort, wo ich Bestellungen angeliefert habe, kam ein herzliches „Dankeschön!“ aus einem Fenster, einem Balkon oder über den Zaun. Dazu ein kleiner Schwatz, ein Segenswunsch, der beiden gut getan hat, der belieferten Person und mir selbst. Ein Lichtmoment in sonst windigen Zeiten. Aufmunterung, wenn manche mutlos werden. Das ist gefragt, für so viele. Begrenzte, kleine Momente gestern, flächendeckend schon an so vielen Orten. Sprecht euch Mut zu und wünschen wir uns: bleiben wir gesund! Bis morgen, und Danke für Ihre geschenkte Lesezeit!
23. März 2020: Herzlich Willkommen auf meiner neuen Blog-Seite! Aufmunterung, Kontakt knüpfen, eine Idee entwerfen, eine kurze biblische Betrachtung erstellen, vielleicht auch nur Zeitvertreib mit Lesen in diesen neuen Zeiten fördern. So ein Blog gibt viele Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu treten auf nonviraler, aber doch persönlicher Ebene. Dazu braucht es ein bisschen Mut, in die neuen digitalen Möglichkeiten einzusteigen. Aber genau das ist es ja, Mut, Neugier, die wir so dringend brauchen, jetzt, wo sich so vieles verändert hat in unserer Lebensweise und wir nicht wissen, wie lange das ganze noch dauern wird. Der vergangene Freitag war von einem wunderbar passenden biblischen Text getragen: Gott wird mich in seiner Hütte verstecken zur bösen Zeit und mich im Schutz seines Zeltes bergen. (Psalm 27,5). Schauen Sie sich um in ihrer Wohnung, ihrem Haus, und betrachten Sie die eigenen vier Wände einmal als ihre schützende, bergende zweite Haut. Sie werden dann gleich verstehen, was mit diesem Vers aus dem 27. Psalm gemeint ist. Ich glaube ja nicht, dass die Bundesregierung und die Gesundheitsexperten*innen im 27. Psalm nachgelesen haben und drauf gekommen sind:“Ja, genau so machen wir es!“ Aber das Ziel bleibt das Gleiche: Zuhause geschützt sein, sich wohl fühlen, neue Möglichkeiten entdecken, die Zeit miteinander nützen und daran denken:“Nehmen wir es als Geschenk. Wer weiß, ob wir dasselbe noch einmal bekommen!“ Ich bedanke mich für ihre Lesezeit! Für heute: Behüte euch Gott und bleiben Sie alle gesund.