Gott und die Welt

In dieser ersten Woche werde ich meine aktuellen Beiträge von „Antenne-Gott und die Welt“ in meinen Blog stellen. Heute schon zwei: der gestrige Sonntag und eben heute. Nachzuhören sind sie auch auf https://antenne.at/gott-und-die-welt.

Hier nun die beiden ersten Beiträge meiner Sendereihe. Titel der Reihe: „Gemeinsame Sprache“.

Sonntag, 21.11.2021:

Eine überspitzte Redewendung meint, dass sich Menschen aus Österreich und Deutschland durch die gemeinsame Sprache unterscheiden. Da liegt ein Stück Wahrheit drinnen! Leider meist in umgekehrter Richtung, also deutsche Alltagssprache importiert nach Österreich: Lecker ist so ein Beispiel. Klingt in meinen Ohren fürchterlich. Schmeckt gut!, das österreichische Pendent, sagt mehr aus! Weil es die Steigerungsstufen gibt: Schmeckt sehr gut, ausgezeichnet, unübertrefflich. In die andere Richtung geht es auch: schmeckt fad, was für eine Geschmacksverwirrung! Ja, das mit einer gemeinsamen Sprache ist so eine Sache. Eine Sprache, die Brücken baut, die Verständnis ausdrückt, die klar und deutlich sagt, worum es geht. Gerade in der jetzigen Zeit ist so eine klare, gemeinsame Sprache von großer Bedeutung. Denn, so höre und beobachte ich es: Unsere Sprache, unsere verwendeten Wörter werden härter, unerbittlicher, ja schon fast gewalttätig. Das baut keine Brücken, ruft kein Verständnis hervor. Eine solche Sprache verschärft den Egoismus, vergrößert den Riss, von dem es heißt, er sei schon da, in unserem Alltag angekommen.Eine klare, verständnisvolle Sprache ist kein Allheilmittel dagegen, lässt aber zumindest Raum zum Atemholen, nimmt den Stimmen das aufgeregte Vibrieren, auch die Lautstärke reduziert sich. Die Atmosphäre wird besser. Friedlicher. Und stimmt ein auf den Advent, der am kommenden Sonntag beginnt.

Montag, 22. November 2021:
Ein kurzes Schreiduell mitten auf einem Spazierweg musste ich mit anhören: „Was, du bist noch nicht geimpft? Du schleuderst uns deine ganze Viren hier in unserer Gegend herum! Schau, das du weiterkommst! Mit meinen Steuern sollen deine Tests nicht bezahlt werden. Sozialschmarotzer du!“ Ich habe mich da nicht eingemischt. War verblüfft, im Moment ehrlich sprachlos, was nicht oft vorkommt. Ich hätte keine klaren, beruhigende Worte gefunden. Und damit sicher keine besonders erfolgreiche Intervention geworden. Hätte ich trotzdem sollen? Ein bisschen nagt das noch an mir, dass ich vielleicht zu feig war in dieser Situation. In der Zwischenzeit konnte ich mir so eine kleine Strategie überlegen, wie sich solche Situationen beruhigen lassen: Erste Regel: Keine Argumente vorbringen! Nicht für die eine oder andere Seite. Zweite Regel: Intervention, aber überraschend: „Darf ich da kurz nachfragen: Wer sind denn ihre Nachbarn? Die kenne ich noch gar nicht!“ Bringt ein ganz anderes Thema zur Sprache. Dritte Regel: Zeit gewinnen. Dass sich die in den Streit verwickelten Personen trennen können. Ohne besonderes Aufsehen. Kostet zwar mir Zeit, hinterlässt aber keine Blutspuren. Gelöst ist das, worüber die gestritten haben, damit noch nicht. Ist auch nicht meine Absicht. Meine Hoffnung: dass sich ihre Wege nicht mehr kreuzen. Außer vielleicht vor einem Adventskranz, dessen Kerzen brennen. Neue Atmosphäre, neue Begegnung. Adventszeit ist Friedenszeit.