„Vom Ehrenamt“ – aus der Ansprache von SI M.Mag. Hermann Miklas zur Amtseinführung v. Pfarrerin Mag. Sabine Maurer

Ordination ins Ehrenamt von Mag. Sabine Maurer

am 25. Mai 2014 in der Friedenskirche Stainz

Aus der Ansprache von SI M.Mag. Hermann Miklas

Liebe festliche Gemeinde, vor allem aber liebe Sabine Maurer!

Wir alle spüren, dass heute ein ganz besonderer Tag – für die Gemeinde ebenso wie für Sabine Maurer selbst. Gleichzeitig aber mögen sich viele von Ihnen fragen: Was ist denn eigentlich eine „Ordination ins Ehrenamt“?IMG_6399

Lassen Sie mich dazu etwas ausholen. In früheren Jahrhunderten, da war die Sache ziemlich einfach. Da hat es auf der einen Seite nur Pfarrer gegeben (sogenannte Geistliche) gegeben – und auf der anderen Seite das Volk, die sogenannten Laien. Das griechische Wort „laios“ heißt ja bekanntlich das „Volk“. Die Pfarrer waren stets hauptamtlich in der Kirche angestellt. Die Laien hingegen konnten sich in verschiedenen Bereichen der Gemeinde ehrenamtlich engagieren. Und sie haben sich aus ihrer Mitte eine Gemeindevertretung und ein Presbyterium gewählt, sodass des Volkes Stimme in der Kirche auch wirklich zum Tragen kommt. So standen Geistliche und Laien in gewisser Weise einander gegenüber.

Seit dem 20. Jahrhundert allerdings kennt unsere Kirche auch Lektor/inn/en. Das sind Gemeindeglieder, die aufgrund ihrer bewährten Mitarbeit vom Presbyterium beauftragt werden, auch bestimmte gottesdienstliche Aufgaben in der Gemeinde wahrzunehmen. Um dafür kompetent zu werden, besuchen sie verschiedene diözesane und gesamtkirchliche Aus- und Weiterbildungsmodule. Dennoch bleiben Lektor/inn/en ihrem Wesen nach weiterhin Laien, in einigen deutschen Kirchen werden sie sogar ausdrücklich „Laienprediger/innen“ genannt. Sie sind ehrenamtlich tätig und ihr Dienst ist grundsätzlich auf die eigene Gemeinde bezogen. Er muss auch in jeder neuen Funktionsperiode vom Presbyterium immer wieder neu bestätigt werden. Lektor/inn/en haben unsere Kirche enorm bereichert, mit großer Dankbarkeit sei ihr wertvoller Dienst an dieser Stelle erwähnt!

Pfarrer/innen im Ehrenamt jedoch sind voll ausgebildete akademische Theolog/inn/en, die auch ordnungsgemäß berufen, also „ordiniert“ sind. Nur, dass sie ihr geistliches Amt nicht hauptberuflich ausüben, sondern daneben noch einem bürgerlichen Brotberuf nachgehen. Sie sind reguläre Pfarrrer/innen unserer Kirche mit allen Rechten und Pflichten. Wie andere Pfarrer/innen auch haben sie von Amts wegen Sitz und Stimme im Presbyterium, sind Mitglied der diözesanen Pfarrkonferenzen und sind auch berechtigt, in der Öffentlichkeit den Titel „Pfarrer“ bzw. „Pfarrerin“ zu tragen – nur dass sie eben nicht auf der Liste der Gehaltsempfänger unserer Kirche stehen.

In den meisten Fällen zeichnet sich der Weg zum ehrenamtlichen Pfarramt übrigens nicht schon in der Jugendzeit ab, sondern ergibt sich erst aus dem Verlauf der späteren Lebensgeschichte. In ganz Österreich gibt es dzt. etwa zehn Pfarrer/innen im Ehrenamt. Nur eine davon in der Steiermark – Barbara Lazar, doch sie ist vor wenigen Jahren bereits als ordinierte Pfarrerin aus Wien nach Graz gekommen. Der erste (und bislang einzige) in der Steiermark ordinierte Pfarrer im Ehrenamt war der legendäre Grazer Religionspädagoge Prof. Heimo Begusch (verstorben 1996). Du, liebe Sabine, bist nun also die zweite, die in unserer Diözese ins Ehrenamt ordiniert wird. Und Dein diesbezüglicher Weg hierher hat einen geradezu klassischen Verlauf genommen.

Dein Berufsziel war es von Jugend an, Pfarrerin zu werden. Auf dieses Ziel hin hast Du in Göttingen, Tübingen, Erlangen und München Theologie studiert. Gemeinsam mit Deinem Mann hat es Dich dann aber zunächst einmal für einige Zeit in die USA verschlagen und später hierher in die Weststeiermark. Eure beiden Söhne wurden geboren. An ein Vikariat in Deiner deutschen Heimatkirche war vorerst nicht zu denken. Dafür wurdet ihr nach und nach hier heimisch und Du hast begonnen, Dich in der Evangelischen Kirche in der Steiermark zu engagieren. Du wurdest Gemeindevertreterin, Presbyterin und von 2002 – 2011 Kuratorin der Pfarrgemeinde Stainz-Deutschlandsberg. 1992 hast Du in Wien dann die Lehrbefähigung für den Religionsunterricht für Höhere Schulen in Österreich erworben und unterrichtest seither mit großem Engagement an diversen Höheren Schulen in Deutschlandsberg, Leibnitz und Graz. Du warst auch an Lehrplanentwicklungen beteiligt.

Dein theologisches Lebensthema aber ist mehr und mehr der christlich-jüdische Dialog geworden. 2004 hast du das Seminar „Holocaust in Education“ in Yad Vaschem/Israel besucht. Seither hat Dich das Thema nicht mehr losgelassen. Und seit 2008 bist Du nun allseits anerkannte Vorsitzende des Grazer Komitees für christlich-jüdische Zusammenarbeit und warst auch Gründungs-Obfrau des Vereins „Gedenkkultur“ in Graz. Es ist ein besonderes Zeichen der Wertschätzung, dass heute auch HR Dr. Heinz Anderwald von der jüdischen Kultusgemeinde nach Stainz zu Deiner Ordination gekommen ist!

Lange Zeit hast Du immer wieder einmal mit dem Gedanken gespielt, gewissermaßen das Vikariat nachzuholen und doch noch hauptberufliche Pfarrerin zu werden. Doch irgendwie sollte es nicht sein. Für uns ein Vorteil, denn auf diese Weise bist Du uns in der Weststeiermark erhalten geblieben. Und wir haben die Freude und Ehre, heute Deine Ordination ins Ehrenamt feiern zu dürfen. Zielpunkt eines langen Weges für Dich, vor allem aber Doppelpunt für das, was nun noch vor Dir liegt. Dazu wünschen wir Dir Gottes reichen Segen!